Montag, 30. April 2012
Die Piraten - Versuch einer Erklärung
Vor etwa 20 Jahren wurde ein gemeinschaftlicher Raum, der bis dahin nur für wissenschaftliche und militärische Zwecke genutzt wurde, der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt - das Internet. Innerhalb der 90er Jahren entwickelte sich darin eine offene Gemeinschaft die langsam wuchs und das Internet für den Austausch von Informationen, Ideen und Programmen nutzte. Es wurde in Foren und Chatrooms kommuniziert und an Projekten und Programmen gemeinsam gearbeitet. Die Produkte dieser Arbeit wurden frei zugänglich wieder ins Netz gestellt und so konnten Anderen daran weiter entwickeln - open source. Es gab einen Ethos: Ich gebe zurück was ich bekommen habe. Es war ein durch und durch öffentlicher Raum in dem unter Nicknamen und mit Avatarbild kommuniziert wurde. Das ermöglichte eine größtmögliche Offenheit zwischen allen Akteuren.
Dieses moderne Medium folgte damit einem Prinzip, das es schon sehr lange in der menschlichen Entwicklung gibt - die Allmende, Gemeinschaftsgüter, neudeutsch Commons. Die Allmende ist die gemeinschaftliche Nutzung einer Ressource ohne das dabei Gewinn abgeschöpft wird bzw. die Ressource aufgebraucht wird.
Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Menschen auf die Vorteile des Internets und dessen gemeinschaftlicher Nutzung aufmerksam. Das Internet wuchs in den letzten 10 Jahren zu einem Medium der Massen. Das weckte Begehrlichkeiten. Aber anfangs wurde eher erfolglos versucht aus dem gemeinschaftlichen Handeln der Internetnutzer Profit zu machen. Der Durchbruch gelang dann ab etwa Mitte des letzten Jahrzehnts, als sich die Kommunikation aus den verstreuten Foren in zentralistische Netzwerke verlagerte, in die sich die Protagonisten mit ihrem RL-Namen und einem persönlichen Foto registrieren sollten. Parallel dazu stieg die Anzahl der Sanktionen gegen die Verbreitung sogenannter "urheberrechtlicher" Inhalte. Die Schlüsselworte lauten Privatisierung und Urheberrecht. Die Privatisierung ermöglicht die Erfassung und marktwirtschaftliche Verwertung von realen persönlichen Daten. Das Urheberrecht unterbindet den freien Zugang und Austausch von Inhalten. Beides negiert und bedroht das Internet im Sinne einer Nutzung als Allmende. Die Tragik dieser Allmende besteht also nicht in der Übernutzung durch die Gemeinschaft sondern in der Gewinnabschöpfung aus der ureigenen Nutzung. In unserer kapitalistischen Wirtschaftsordnung, die immer auf der Suche nach neuen Märkten ist, war diese Entwicklung möglicherweise absehbar.
Die Piraten, so wie ich sie verstehe, wollen das Internet als offenen gemeinschaftlichen Raum erhalten, gegen die Tendenz der Abschottung durch Privatisierung.
Ich ende hiermit nicht mit einem Fazit, weil wir mitten drin stecken.
Aber ich möchte noch Literatur empfehlen:
Elinor Ostrom, Silke Helfrich (Hrsg.): Was mehr wird, wenn wir teilen
Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter
http://www.oekom.de/buecher/themen/politikgesellschaft/archiv/buch/was-mehr-wird-wenn-wir-teilen.html
Silke Helfrich, Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.): Commons - Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat
http://www.transcript-verlag.de/ts2036/ts2036.php
http://www.piratenpartei.de/politik/wahl-und-grundsatzprogramme/
Dieses moderne Medium folgte damit einem Prinzip, das es schon sehr lange in der menschlichen Entwicklung gibt - die Allmende, Gemeinschaftsgüter, neudeutsch Commons. Die Allmende ist die gemeinschaftliche Nutzung einer Ressource ohne das dabei Gewinn abgeschöpft wird bzw. die Ressource aufgebraucht wird.
Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Menschen auf die Vorteile des Internets und dessen gemeinschaftlicher Nutzung aufmerksam. Das Internet wuchs in den letzten 10 Jahren zu einem Medium der Massen. Das weckte Begehrlichkeiten. Aber anfangs wurde eher erfolglos versucht aus dem gemeinschaftlichen Handeln der Internetnutzer Profit zu machen. Der Durchbruch gelang dann ab etwa Mitte des letzten Jahrzehnts, als sich die Kommunikation aus den verstreuten Foren in zentralistische Netzwerke verlagerte, in die sich die Protagonisten mit ihrem RL-Namen und einem persönlichen Foto registrieren sollten. Parallel dazu stieg die Anzahl der Sanktionen gegen die Verbreitung sogenannter "urheberrechtlicher" Inhalte. Die Schlüsselworte lauten Privatisierung und Urheberrecht. Die Privatisierung ermöglicht die Erfassung und marktwirtschaftliche Verwertung von realen persönlichen Daten. Das Urheberrecht unterbindet den freien Zugang und Austausch von Inhalten. Beides negiert und bedroht das Internet im Sinne einer Nutzung als Allmende. Die Tragik dieser Allmende besteht also nicht in der Übernutzung durch die Gemeinschaft sondern in der Gewinnabschöpfung aus der ureigenen Nutzung. In unserer kapitalistischen Wirtschaftsordnung, die immer auf der Suche nach neuen Märkten ist, war diese Entwicklung möglicherweise absehbar.
Die Piraten, so wie ich sie verstehe, wollen das Internet als offenen gemeinschaftlichen Raum erhalten, gegen die Tendenz der Abschottung durch Privatisierung.
Ich ende hiermit nicht mit einem Fazit, weil wir mitten drin stecken.
Aber ich möchte noch Literatur empfehlen:
Elinor Ostrom, Silke Helfrich (Hrsg.): Was mehr wird, wenn wir teilen
Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter
http://www.oekom.de/buecher/themen/politikgesellschaft/archiv/buch/was-mehr-wird-wenn-wir-teilen.html
Silke Helfrich, Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.): Commons - Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat
http://www.transcript-verlag.de/ts2036/ts2036.php
http://www.piratenpartei.de/politik/wahl-und-grundsatzprogramme/
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