LANDSCHAFTSTRAUM

Dienstag, 3. Februar 2004
Vorsicht Utopie!
Was ist das? Alten Menschen im Pflegeheim fehlt jetzt das Geld um notwendige Medikamente zu bekommen. Putzfrauen sollen eine Aktiengesellschaft gründen. -Wurde Ich-AG eigentlich schon mal zum Unwort des Jahres vorgeschlagen?-
Es soll in Deutschland bald Eliteuniversitäten geben. Betriebsrenten werden von Firmenleitungen abgelehnt bzw. gekündigt. Na ja, das lässt sich beliebig fortsetzen.

Was das ist? Ich habe den Eindruck, Deutschland übt den Notstand! Ja, ich weiß, das klingt provokant. Für die, denen es jetzt und schon länger wirklich schlecht geht.

Und auch für die, die sich in unserer Gesellschaft als Leistungsträger sehen und sich möglicherweise sogar redlich mühen.
Unsere Regierung gibt Verantwortung ab, die sie nicht mehr tragen kann. Der Staat will ich nicht sagen, weil, der sind ja auch wir, die Bürger. Und es kam dazu, weil zulange ein Kräfteungleichgewicht herrschte. Die Regierung kann die Staatsaufgabe nicht alleine lösen. Das sehen wir jetzt. Und sie ist auch personell an zu viele Interessen gebunden, die nicht dem Wohl der Bürger dienen.

Die Vorschläge an die Bürger zur Lösung aus dieser Misere gehen aber in die falsche Richtung. Jeder Einzelne soll mehr Eigenverantwortung tragen und für sich aufkommen. Das Beispiel vom vierteljährlichen Eintrittsgeld beim Arzt und den erhöhten Zuzahlungen trotz hoher Krankenkassenbeiträge zeigt; das kann zu mehr Individualisierung und Atomisierung der Gesellschaft führen. Wer glaubt es sich leisten zu können wird von der Privatkrankenkasse angelockt.
Viele träumen da schon von amerikanischen Zuständen, obwohl die, näher betrachtet ein Albtraum sind.

Nicht Eigenverantwortung sondern Mitverantwortung scheint ein Weg zu sein. Nicht Selbstbestimmung sondern Mitbestimmung.
Doch der Weg durch die Parteipolitik ist für viele nicht gangbar. Ich zähle mich auch dazu. Es gibt zu viele Restriktionen und Fraktionszwänge. Konflikte können nicht konstruktiv diskutiert werden, weil das nächste Wahlergebnis auf dem Spiel steht. Querulanten werden ins Gebet genommen, und wenn gar nichts mehr geht, dann sinkt es auf Kindergartenniveau: "Wenn ihr nicht wollt, dann spiel ich nicht mehr mit euch".

Aber da gab es doch mal was. Ganz dunkel in der Erinnerung. Außerparlamentarische Opposition. Na ja, vielleicht muss es ja nicht gleich eine Opposition sein. Gibt es Möglichkeiten, die Verantwortung, die unsere Regierung nicht mehr tragen kann, auf gemeinsame Schultern zu laden und nicht jeden mit seiner Last stehen zu lassen? Ich denke schon. Organisationen, Vereine und Ehrenamtliche leisten so viel. Es könnten aber ruhig noch mehr werden.

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