LANDSCHAFTSTRAUM

Montag, 6. März 2006
Gleichberechtigung auf dem europäischen Arbeitsmarkt – aus amerikanischer Sicht
In einem sechsseitigen Artikel in der Newsweek vom 27. Februar widmet sich Rana Foroohar der Gleichberechtigung von Frauen auf dem europäischen Arbeitsmarkt. Im Untertitel stellt sie dabei provokativ voran, dass europäische Frauen zwar einen Job haben können, aber keine Karriere.
Die Zahlen der zitierten Studie der International Labor Organization vom Juni 2005 sprechen dabei für sich. Demnach sind in den USA 45 % aller Führungspositionen durch alle Branchen von Frauen besetzt. Im Vergleich dazu sind es im Vereinigten Königreich nur 33 %, in Schweden 29 %, in Deutschland 27 % und in Italien sogar nur 18 %.
Die Ursachen dafür sieht Frau Foroohar u.a. im überregulierten Wohlfahrtsstaat, wobei sie auch zeigt, dass sie sich der Provokanz ihrer Thesen bei Europäern bewusst ist.
Yet consider the female friendly policies touted by many Europeans as solutions to the work-life dilemma, among them those legendary maternity leaves. Any number of studies, including some by the OECD and the ILO, have shown how excessively long leaves can derail womens career prospects, often permanently.
Neben langem Mutterschaftsurlaub begünstigen hohe Steuersätze für Zweiteinkommen und staatliche Erziehungsgelder, dass Mütter eher zu Hause bleiben.

Doch das ist es nicht allein, auch die anderen Rahmenbedingungen tragen ihren Teil bei. So vergleicht Frau Foroohar die Arbeitszeitregelungen und stellt fest, dass es in Europa wesentlich weniger Gleitzeitregelungen gibt und Frauen deshalb auf weniger angesehene und schlechter bezahlte Teilzeitjobs angewiesen sind.

Dabei gibt sie zu, dass amerikanische Frauen sich schon die Vorteile einer subventionierten Kinderbetreuung nach europäischem Vorbild wünschen. Doch wendet sie relativierend ein, dass das Angebot im Vergleich zu den USA, z.B. in Deutschland extrem reduziert ist und meistens nur am Vormittag und in den frühen Nachmittagsstunden zur Verfügung steht, wobei viele Kindergärten und Grundschulen über die Mittagszeit sogar schließen.
Eine positive Ausnahme dabei bildet allerdings Frankreich, wo jedem Kind ab 3 Jahren eine Tagesbetreuung zusteht, was bedeutet, dass 80 % aller Frauen die arbeiten wollen, das auch könnten.
Trotzdem sind auch in Frankreich nur 30 % aller Führungspositionen von Frauen besetzt. Dabei macht Frau Foroohar weitere Ursachen für die schlechten Karriereaussichten von europäischen Frauen aus, nämlich die überkommene Haltung gegenüber berufstätigen Frauen in der Gesellschaft generell und die Old-Boys-Networks, die lukrative Positionen unter der Hand an den (meist männlichen) Wunschkandidaten vergebe.

Ihr Fazit ist, dass das wirkliche Problem Europas die Unfähigkeit ist die Elite seiner weiblichen Arbeitskräfte, die immerhin in den meisten Ländern die Hälfte aller Hochschulabgänger ausmacht, zu nutzen.
Während die europäischen Staaten versuchen den Mangel an hochqualifizierten Fachkräften durch Immigration zu lösen, werden europäische Frauen ausgebootet, mit Freundlichkeit - verpackt in Wohlfahrtsstaatlichkeit, die ihnen eigentlich helfen soll. ...
Quelle: Newsweek, February 27. 2006

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